Es geht Hasters um den Alltagsrassismus. Sie erlebt ihn am eigenen Leib und auch ihre Freunde*innen können leider ein Lied davon singen. Das Wort „Alltagsrassismus“ mag für viele Leser*innen die erste Hürde sein. Es lohnt sich, der Autorin zu folgen und die Zeit zu investieren, ihre Argumentation zu verstehen. Wird von Rassismus gesprochen, kommt von vielen die verständliche Gegenreaktion, dass man sie doch nicht in eine Schublade z.B. mit den Nationalsozialisten werfen dürfe. Die Autorin bleibt an diesem Thema mit vielen Beispielen und Erlebnissen dran, die dem Leser mit jeder Seite mehr die Augen öffnen.
„Wo kommst du her?“ – Alltagsrassismus
Am Beispiel dieser Frage, die die Grundannahme voraussetzt, dass jemand, der keine helle Hautfarbe besitzt, wahrscheinlich nicht aus Deutschland kommt, zeigt Hasters auf, wie auch gut gemeinte Kommunikation doch auf Alltagsrassismus gründet. Der Autorin geht es darum, die Vielfalt der äußeren Erscheinung als unseren wertvollen Schatz zu verstehen. Als deutschen Alltag. Der keine besondere Rücksichtnahme oder Hilfestellung benötigt, sondern einfach Teil unserer Gegenwart ist.
Ich habe mir das Buch gekauft, nachdem ich mich bei Diskussionen im Familienkreis mit dem Argumentationsgang einer Nichte, die selbst Person of Color ist, sehr schwer getan habe. Bei der Lektüre des Buches ist mir dies ebenfalls so gegangen. Und trotzdem hat es sich gelohnt durchzuhalten! Die ausführlichen Schilderungen der Erfahrungen mit erlebtem Alltagsrassismus haben mir geholfen, die alltagsrassistischen Elemente meines persönlichen Verhaltens – hoffentlich wenigsten zum größeren Teil – zu erkennen. Davor gefeit ist man nie.
Sensibilisierung als Voraussetzung – erster Schritt in eine stimmigere Richtung
Alice Hasters geht es letztendlich um die Einladung zur eigenen Verhaltensänderung. Die eindringlichen Beispiele dienen zur Sensibilisierung. Diese Sensibilisierung gelingt der Autorin mit ihrer anschaulichen, facettenreichen und eindringlichen Sprache sehr gut. Das gut aufbereitete Glossar und die Literaturhinweise regen zum intensiven Vertiefen des Themas Rassismus an. Unbedingt lesenswert!
