Erst auf den Wasen und dann krank?

Nach dem Cannstatter Wasen lieber nicht zur Arbeit?

Am Sonntag ging der Cannstatter Wasen, unser württembergisches Pendant zur Wiesn, zu Ende. Wie es der Zufall wollte, wurde ich auf der Rückfahrt von einem Geburtstag Ohrenzeuge einer angeregten Diskussion. Eine Gruppe junger Männer, deutlich angeheitert, reflektierten lautstark, was sie am Montagmorgen machen sollten. Zur Arbeit gehen oder doch lieber zum Arzt und sich krankschreiben lassen. Der Fachbegriff für den Kater nach dem Wasen-Ausflug lautet offenbar: Wasen-Schnupfen.

Krankmeldung abholen bei Dr. Holiday

Nachdem ausführlich erörtert wurde, bei welchem Arzt eine Krankschreibung besonders leicht zu erhalten ist, wurde die Adresse von „Dr. Holiday“ – so der Spitzname des Arztes – ausgetauscht. Der Wortführer stellte dann fest: „Morgen bin ich krank, Dienstag Berufsschule, dann hole ich mir gelben Schein bei Dr. Holiday.“ Damit war der Montag sozusagen gerettet und das Gespräch entwickelte sich weiter Richtung Zukunft. Offensichtlich war ein Teil der Gruppe in einem Autohaus in der Ausbildung, da es um den anstehenden Reifenwechsel auf Winterreifen ging.

Geplante Krankheit verweist auf Verbesserungspotenzial

Für einen Mitarbeiter war der Fall sonnenklar. Da die Zeit der Reifenwechsel im Autohaus ansteht, „bin ich in zwei Wochen sowas von an der Schulter verletzt“. Der Hintergrund seiner Abneigung: er hatte keine Lust, den ganzen Tag die Reifen in den Container zu tragen. Für ihn war das eine „Drecksarbeit“. „Mich kotzt das Tragen an. Da macht man sich kaputt“ und so ähnlich ging das Gespräch weiter. Bis ein anderer Kumpel, der offensichtlich in einem anderen Autohaus beschäftigt war, berichtete: „Gottseidank haben wir jetzt eine Ameise.“ Offensichtlich hatte er noch im Frühjahr die ähnliche Arbeitssituation, aber aufgrund der Verbesserung seiner Arbeitsbedingungen war bei ihm nicht von Krankmachen die Rede.

Viele Mitarbeiter haben das Wissen um bessere Lösungen

Für mich hat sich auf dieser Zugfahrt wieder einmal der Eindruck bestätigt, dass Mitarbeiter immer Ideen und gute Lösungsansätze für betriebliche Belastungssituationen oder Störungen haben. Es ist „nur“ die Frage, wie ich als Führungskraft die Mitarbeiter ermutige, ihr Wissen zu teilen und gemeinsam mit der Führung an der Realisierung von Lösungsansätzen zu arbeiten.

Meine Erfahrung

Eigentlich ist es ganz einfach. Zeit nehmen, um hinzuhören und die Beiträge wertschätzen. Auch wenn natürlich für alle klar ist, dass bei der Umsetzung von Lösungen viele Perspektiven (Mitarbeiter, Führungskräfte, Kunden, Lieferanten, Wirtschaftlichkeit, Arbeitssicherheit u.v.m.) berücksichtigt werden müssen. Für Mitarbeiter geht es im ersten Schritt erst einmal darum, zum Mitdenken eingeladen zu sein. Wahrscheinlich auch ein Grund, warum wir mit der Arbeitssituationsanalyse immer wieder so gute Erfahrungen machen.

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