Diese Beobachtung, dass ein hohes Maß an Harmoniebedürfnis zuweilen sinnvolle und gesunde Klärungsprozesse nicht gerade fördert, erleben wir in unserer Beratungsarbeit häufiger. Zugunsten der Harmonie und um diese nicht zu gefährden, werden notwendige Klärungen nicht in Angriff genommen, weil sie diese Harmonie zumindest kurzfristig gefährden könnten. Auch wenn allen Beteiligten klar ist, dass es langfristig gesehen durchaus hilfreich wäre.
In Anlehnung an das Harvard Verhandlungsprinzip, in dem als Grundhaltung für Verhandlungen „hart in der Sache, weich zur Person“ geraten wird, würde ich empfehlen: „klar in der Sache, wertschätzend und zugewandt zur Person“.
D.h. am Beispiel der vom Chef geforderten hohen Erreichbarkeit, durchaus das Risiko zu gehen, die (vielleicht auch nur implizit empfundene) Forderung nach ständiger Erreichbarkeit mit ihren Nebenwirkungen (z.B. Qualität der Antworten, wenn ich nicht wirklich voll bei der Sache, sondern in meiner Freizeit bin) und kritischen Effekten (z.B. verminderte Regeneration, wenn ich in meinem Urlaub immer wieder wegen beruflicher Fragestellungen herausgerissen werde) klar anzusprechen, ohne dies mit mangelnder Wertschätzung für mein Gegenüber zu verbinden. Also Mut zum Erwartungsmanagement auch gegenüber dem eigenen Chef!