Rückkehr aus dem Homeoffice?

So langsam taucht bei unseren Kunden immer häufiger die Frage auf, ob es jetzt nicht Zeit sei, wieder aus dem Homeoffice an den Arbeitsplatz im Büro zurückzukehren. Eigentlich ist die Frage einfach zu beantworten: Was spricht gegen eine Rückkehr? Im Moment ist dies v.a. die schwierige Situation in der Kinderbetreuung. Die Betreuungszeiten in der Kindertagesstätte oder im Kindergarten sind stark eingeschränkt und noch nicht wirklich zuverlässig. Ähnliches gilt auch für den Schulbesuch der Kinder. Da erleichtert der Arbeitsplatz im Homeoffice die Betreuungsaufgabe der Eltern im Moment sehr. Insofern könnte man die Frage folgendermaßen beantworten: Sobald die Kinderbetreuung sowie die Schulsituation wieder in die Normalität zurückgekehrt sind, können wir auch wieder im Büro arbeiten.

Doch der Blick ausschließlich auf die Betreuungssituation der Kinder wird der Breite der Fragestellung nicht gerecht.

 

Home-Office

Viele schätzen den Arbeitsplatz im Büro nach der erzwungenen Homeoffice Phase durchaus

Diskutiert man die Frage in den Teams, ab wann und wie sie sich eine Rückkehr ins Büro vorstellen können, ist die Bereitschaft, wieder ins Büro zu kommen, durchaus vorhanden. Viele wären froh, endlich ihre Kolleg/-innen wieder face-to-face und nicht nur auf dem Bildschirm zu sehen. Der direkte Austausch mit dem Team fehlt und auch das physische Teammeeting wird vermisst.

Es ist einfach etwas anderes, dem Kollegen kurz über den Schreibtisch hinweg etwas zuzurufen, ohne dazu den Telefonhörer in die Hand nehmen zu müssen oder die Kamera wieder freizuschalten. Viele Mitarbeiter stellen fest, dass durch die leicht verzögerte Kommunikation im Homeoffice die Gefahr von Missverständnissen und Fehlinformationen gewachsen ist. Selbst wenn dafür die Fahrtzeiten ins Büro wieder notwendig werden. Der direkte Kontakt wird einfach vermisst!

Da in der Regel Verhaltensregeln zur Vermeidung von Ansteckungen leicht umzusetzen sind, ist auch eine eventuelle Angst vor Covid-19 kein entscheidender Punkt mehr, nicht ins Büro zu kommen.

Vorteile und Chance des Homeoffice sind unerwartet hoch

Die Erfahrung der letzten Monate zeigt, dass man Homeoffice als Option immer noch unterschätzt, obwohl es schon lange bekannt und umsetzbar ist. Die Flexibilisierung z.B. bezüglich der Arbeitszeiten ermöglicht es den Teams, sehr spontan und kundenorientiert zu arbeiten. Der PC wird dann schon auch mal am frühen Abend hochgefahren, um E-Mails zu checken und diese zeitnah bearbeiten zu können. Dafür ist es auf der anderen Seite möglich, die individuelle Arbeitszeit in Absprache mit den Teamkollegen kurzfristig zu verschieben, um den sonnigen Vormittag privat zu nutzen. Mein Eindruck: Die Flexibilität wird von allen Seiten (Kunde, Mitarbeiter, Arbeitgeber) hoch geschätzt und verantwortungsvoll gestaltet. Damit ermöglicht sie eine höhere Arbeitszufriedenheit. Diese Flexibilität war vor Corona, mit Präsenz im Büro zu relativ festen Arbeitszeiten, nicht in diesem Ausmaß vorstellbar. Offensichtlich hat uns dieser äußere Zwang ermöglicht, hier wirklich einen Schritt nach vorne zu machen. Selbstverständlich mit der offenen Flanke, wie dies mit dem Arbeitszeitgesetz („Zwischen dem Ende einer täglichen Arbeitszeit und dem Beginn einer neuen täglichen Arbeitszeit müssen mindestens 11 Stunden ununterbrochene Ruhezeit liegen“ § 5 (1) ArbZG)) zu vereinbaren ist. Da bin ich auf die Diskussionen im Bundestag nach Corona gespannt.

Teamarbeit ist nicht nur abarbeiten, sondern erfordert auch einen gemeinsamen Raum

Immer wieder ist aus den Teams im Homeoffice zu hören, dass das gemeinsame Arbeiten an Projekten im Team nur schwer möglich ist. Wenn man genau hinschaut, arbeiten die Mitarbeiter/-innen im Moment vor allem ihre Aufgaben auf Abruf ab. Hier bin ich gespannt, wie sich unsere Arbeitskultur in den kommenden Monaten entwickeln wird. Auf der einen Seite kenne ich Teams z.B. in der Softwareentwicklung, für die das „Wir“ auch im virtuellen Raum erfahrbar ist. Entsprechend entspannt gehen diese mit räumlich verteilten Arbeitsplätzen und Homeoffice um. Auf der anderen Seite ist der virtuelle Raum für viele Mitarbeiter/-innen immer noch wenig erlebt. Es ist ungewohnt, dass in der Teambesprechung per Zoom immer nur eine Person reden kann, da das parallele Reden technisch nicht möglich ist. Wenn wir dagegen unsere Live-Kommunikation in Gruppen anschauen, ist es etwas sehr natürliches, dass sich einzelne Wortbeiträge über kurze Strecken überlagern.

Ich bin gespannt, wie sich unsere Online-Technik noch weiterentwickeln wird, um die Dynamik der menschlichen Kommunikation kostengünstig abbilden zu können. In kostenintensiven Video-Kommunikationsplattformen ist das ja auch jetzt schon möglich.

Das „Wir“ wird neu in den Fokus genommen

Ein Effekt, den ich als Folge der letzten beiden Monate positiv finde: Das „Wir“ in den Teams gerät stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit. Durch diese Phase der reinen Homeoffice-Teams stellen wir alle fest, welche Faktoren für erfolgreiche Zusammenarbeit in den jeweiligen Teams wirklich wichtig sind. Auf diese Individualisierung von Arbeitsstilen in den Teams freue ich mich. Damit kann sich jede/-r einzelne Mitarbeiter/-in stärker einbringen. Eine Option scheint mir dagegen ausgeschlossen: Nach dieser Erfahrung wieder eins-zu-eins zurück zur bislang gewohnten Arbeit im Büro zu gehen. Dann würden all‘ die positiven Seiten und Einsatzmöglichkeiten von Homeoffice ungenutzt liegen gelassen!

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