Konflikte als Entwicklungshelfer – Konfliktmanagement für Fortgeschrittene

„Konflikte sind wunderbare Entwicklungshelfer“, diesem letzten Satz des lesenswerten Beitrags von Konfliktberater Karl-Heinz Bittl in Perspective Daily (leider hinter der Bezahlschranke) kann ich voll und ganz zustimmen. Seine provokante These: „Wer keine Konflikte hat, hat meistens ein Problem“.

Probleme sind auf dem Kopf stehende Lösungen

Wahrscheinlich ist der Satz: „Probleme sind auf dem Kopf stehende Lösungen“ vielen vertraut. Deshalb sprechen viele Führungskräfte in Betrieben auch ausschließlich von Herausforderungen, von Challenges. Allerdings kann ich auch Konflikte als ungeklärte gegenseitige Handlungserwartungen oder Erwartungs-Erwartungen betrachten, die häufig schon etwas länger bestehen und deswegen mit entsprechenden Emotionen aufgeladen sind. So könnte ich Konflikte auch als auf dem Kopf stehende Innovationsansätze verstehen. 

Konflikte als auf dem Kopf stehende Innovationsansätze

Schaue ich auf den Konflikt genauer und betrachte die Konfliktsituation von möglichst vielen Seiten, dann kann daraus die Chance zur Innovation entstehen. So können die den Konflikt erzeugenden Gegebenheiten prima Innovationsquellen werden. Allerdings nur, wenn ich miteinander ins Gespräch komme. Und zwar nicht nur im Sinne der gegenseitigen Positionierungen und Schuldzuschreibungen, sondern vielmehr im Sinne des gemeinsamen Verstehens: Um welche Intentionen geht es den verschiedenen Beteiligten, was ist ihre Absicht? Welchen Nutzen möchten sie für welche Zielgruppe(n) mit ihrem Verhalten erreichen? Oder welche Gefahren wollen sie damit möglichst abwehren? Welche Befürchtungen stehen im Raum? Mit welchen Lösungsideen sind die Beteiligten bereits einmal gescheitert? Und welche Ideen haben es aus den unterschiedlichsten Anlässen nie geschafft, im gemeinsamen Gespräch weiter erörtert zu werden? So ergeben sich im gemeinsamen, auf Verständnis fokussierten Gespräch, häufig unerwartete Perspektiven und Einsichten.

Das Konflikt-Gespräch – über den Konflikt reden oder miteinander reden?

Unsere Beratungserfahrung zeigt, dass beim Gespräch über Konflikte das miteinander Reden im Sinne eines zuhörenden Miteinander-Sprechens entscheidend ist. Mir fallen beim Thema Miteinander-Sprechen die vier Begriffe: „Zuhören – Hinhören – Lauschen – mit dem Herzen hören“ ein. Oder auch Otto Scharmer mit seinen vier 4 Arten des Zuhörens:

  • Downloaden
  • Faktisches Zuhören
  • Empathisches Zuhören
  • Schöpferisches Zuhören

Konflikte und Krisen als Chance

Sehr schnell sieht man Konflikte und Krisen ausschließlich als Gelegenheiten für Chancen. Doch Achtung, das kann zu kurz greifen! Denn Konflikte und Krisen sind immer auch mit Ängsten verbunden. Was nicht heißt, dass man aus Rücksicht auf die Ängste mit der Konfliktbearbeitung zögern sollte. Nein, doch es gilt die Ängste zu berücksichtigen, gut zu integrieren und möglichst zu utilisieren.

Ängste als Zeichen von Vitalität

Gut ist, dass Ängste auch immer ein Zeichen von Vitalität sind. Und Vitalität kann ich produktiv nutzen. Zum Beispiel, indem ich mir lösungsfokussiert die Frage stelle, auf was für eine zukünftige Konfliktlösung die Angst die Beteiligten hinweisen möchte. Was sollte alles noch beachtet werden, um mit dieser krisenhaften Situation möglichst produktiv umgehen zu können? Idealerweise kann die Angst so zur Erarbeitung der Lösung utilisiert werden. Insofern wünsche ich Ihnen alles Gute beim Entdecken von Innovationspotenzialen in den Konflikten!

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