Mindfulness – (Schlechte) Gewohnheiten beeinflussen

Mindfulness beschreibt eine Art des Denkens und Handelns, bei der ich fokussiert und achtsam mir selbst, meinen Emotionen und meinem Verhalten gegenüber bin. Die Fastenzeit bietet hier ein spannendes Feld der Selbstbeobachtung. Was passiert eigentlich, wenn ich Lust auf eine Süßigkeit zum Nachmittagskaffee im Büro habe? Meine Routine ist klar. Ich schlendere in das Büro drei Türen weiter, strecke meinen Kopf mit Blick auf die Süßigkeiten-Schale hinein, ernte ein wissendes Lächeln und eine einladende Handbewegung der Kolleginnen und nehme mir eine Kleinigkeit als Ergänzung zu meinem Kaffee. Ein Ritual, das uns allen Spaß macht.

Aufmerksamkeit für Routinen

In der diesjährigen Fastenzeit habe ich begonnen, meinen Zuckerkonsum genauer in den Blick zu nehmen. Und mich dabei prompt bei einer Schokoladenroutine ertappt. Sie scheint fest in mir programmiert zu sein: Nach dem Mittagessen geht es automatisch zur Kaffeemaschine – mit einem Abstecher über das Büro mit den Kolleginnen, bei denen es Süßigkeiten gibt. Wahrscheinlich habe ich auch noch nie eine andere Routine ausprobiert. Was würde eigentlich passieren, wenn ich während der Routine oder kurz bevor ich sie starte, kurz innehalte und darüber reflektiere, welches Bedürfnis mir im Moment wirklich das für mich Wichtigste ist?

Neugier als Stärke, um sich selbst besser kennenzulernen

Die Frage nach dem Bedürfnis, welches hinter einer Routine steckt, passt 100 % zu meiner Signaturstärke „Neugier“. Signaturstärken sind jene herausragenden, persönlichen Qualitäten, die jeder sich trägt, pflegt und regelmäßig zum Einsatz bringt. Sie bilden den Kern und das innerste Wesen einer Person. Signaturstärken ein essenzieller Bestandteil unserer Identität, sie zeigen nach außen, wer wir sind. In der Positiven Psychologie stellt Ryan Niemiec zu Charakterstärken zahlreiche Veröffentlichungen zur Verfügung. Auf seiner Homepage ist eine wunderbare Anregung zum Umgang mit Routinen zu finden.  

Wie kann ich Mindfulness nutzen, um Routinen zu verändern und neue Handlungsoptionen zu entdecken?

Wie kann ich Mindfulness nutzen, um Routinen zu verändern und neue Handlungsoptionen zu entdecken?

Von Mindless zu Mindfulness

Von geistlos zu achtsam, so überschreibt Niemiec seinen Beitrag; vielleicht ist von „unpräsent/gedankenlos/unachtsam“ zu „achtsam/wach/aufmerksam“ treffender. Worum geht es ihm bei Mindfulness? Mindfulness ist zunächst eine Praxis, die uns befähigt, uns selbst und unsere Umgebung auf eine bewusstere Weise wahrzunehmen. Durch die Konzentration auf den gegenwärtigen Moment und unser Bewusstsein für die Dinge, die um uns herum passieren, können wir Stress reduzieren und uns auf unsere Gefühle und Gedanken einlassen.

Wenn ich mir die Zeit nehme, mich selbst und meine Umgebung aufmerksam wahrzunehmen, ermögliche ich mir selbst, mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und besser auf meine inneren Bedürfnisse zu hören. Mindfulness hilft besser zu verstehen, wie Verhalten und Gedanken zusammenhängen und befähigt mich, mich selbst und andere besser zu verstehen. Durch die Praxis von Mindfulness lerne ich im nächsten Schritt, mein Verhalten zu verändern und neue Routinen zu entwickeln.

Routinen unterbrechen, um „schlechten“ Angewohnheiten auf die Spur zu kommen

Die Grundidee von Niemiec: Gewohnheiten sind Automatismen, die nicht das volle Bewusstsein erfordern. Möchte ich also unerwünschten Routinen auf die Spur kommen, dann gilt es den Autopiloten, diesen Automatismus zu unterbrechen. Durch die Unterbrechung bekomme ich die Chance, meiner Motivstruktur auf die Schliche zu kommen, die ich momentan mit dieser schlechten Angewohnheit befriedige. Dann habe ich die Möglichkeit, für mich passendere Verhaltensweisen zu entwickeln, die meinen Motiven noch besser entsprechen. Damit es mir wirklich gelingt innezuhalten, ist es, so Niemiec, erforderlich eine meiner vorhandenen Stärken einzusetzen.

Die Stärke als Motivationshilfe für Unterbrechung von Routinen

Mit dem Hinweis, erst die Stärke zu identifizieren, die dazu beiträgt, dass mir die Unterbrechung meiner Routine gelingt, hat Niemiec für mich den Nagel auf den Kopf getroffen. Für mich ist „Neugier“ einer meiner Signaturstärken. Das wäre doch gelacht, wenn es mir mithilfe meiner Neugier nicht gelingen sollte, in die Unterbrechung meiner Routine einzusteigen. Ich freue mich schon jetzt auf die Situation im Büro, wenn ich zum Nachmittagskaffee Lust auf eine Süßigkeit habe – und bin gespannt, welche Erkenntnis in der Unterbrechung auf mich lauert!

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