Verrauschtes und verzerrtes Denken
Mit „Schnelles Denken, langsames Denken“ ist Kahnemann dem Denken grundsätzlich auf den Grund gegangen. Mit „Noise“ stehen die Phänomene im Vordergrund, die das Denken beeinflussen und logische Schlüsse weniger eindeutig machen. Noise meint das grundsätzliche Rauschen, das durch zahlreiche Faktoren verursacht und beeinflusst wird.
Noise ist nicht zu leicht zu entdecken und fast überall vorhanden
Auf über 200 Seiten beschreiben die Autoren, wie man Noise entdecken kann, ob beim individuellen Urteilen oder in Gruppenprozessen. Die Mechanismen, die das grundsätzliche Rauschen fördern sind vielfältig (Heuristiken, Bias, Matching, Skalen, Muster…). Diese ausführliche Beschreibung hilft zu verstehen, dass es hier um ein alltägliches Phänomen geht, das sich sehr unterschiedlich zeigt.
Urteilsbildung verbessern
Auf den nächsten 100 Seiten vermitteln die Autoren Ideen, wie sich das ‚Ab- bzw. Fehlgelenkt sein‘ in Urteilsbildungsprozessen reduzieren lässt. Leider lässt es sich nur reduzieren, allerdings nicht vollständig vermeiden. Doch bereits die Reduktion rechtfertigt den persönlichen Aufwand, wenn man die positiven Effekte dagegen rechnet.
Entscheidungshygiene als Gold-Standard der Reduktion des ‚Rauschens‘
Für die Autoren ist es nicht zielführend, mit der Einführung von weiteren Regeln das ‚Ab- bzw. Fehlgelenkt sein‘ zu reduzieren. Sie empfehlen dagegen die Sensibilisierung auf das Phänomen selbst durch die Einführung von Noise-Audits. Gelingt es dann noch, in der Entscheidung Algorithmen basiert zu handeln, ist ein weiterer Schritt zur Reduktion des Rauschens gelungen.
Da sich nicht alle Entscheidungen Algorithmen basiert treffen lassen, empfehlen die Autoren die Außenperspektive immer wieder konsequent einzunehmen. Dazu sind z.B. Entscheidungsbeobachter hilfreich. Gelingt es mir dann zusätzlich noch, die Entscheidung in mehrere unabhängige Aufgaben zu zerteilen und dadurch intuitiven Schlussfolgerungen zu widerstehen, ist ein weiteres wichtiges Element zur Noise-Reduktion realisiert.
Und natürlich: Wenn mehrere Beobachter unabhängig voneinander ihr Urteil fällen können und es danach gelingt, diese Urteile zusammenzuführen, dann ist Noise-Reduktion wirksam realisiert.
