Reorganisation und Restrukturierung

Reorganisation und Restrukturierung: Strukturen weiterentwickeln, ohne die Unternehmenskultur zu ruinieren von Winfried Berner

Die menschliche Seite von Change-Prozessen im Blick: Unternehmenskultur

Die Bücher von Winfried Berner sind es in der Regel wert, aufmerksam gelesen zu werden. Auch mit dieser Neuerscheinung, bestätigt er dieses Bild. Als Diplompsychologe und erfahrener Unternehmensberater, hat er nicht nur die formalen Aspekte von betrieblichen Veränderungen im Blick, sondern immer auch den Bereich des Zwischenmenschlichens, der Unternehmenskultur.

„Mögen hätt´ ich schon wollen, aber dürfen habe ich mich nicht getraut“ (Karl Valentin)

Bei Change-Prozessen in Betrieben kommt mir unweigerlich immer wieder dieses Zitat von Karl Valentin in den Sinn. Häufig sind die Grundideen und Vorarbeiten zur Reorganisation und Restrukturierung wohl durchdacht und gut gemeint, doch die Change-Idee kommt bei den Mitarbeiter*innen einfach nicht oder nicht wie geplant an. Winfried Berner macht mit diesem Buch Mut, die menschliche Seite der Change-Prozesse in den Blick zu nehmen und gibt v.a. zahlreiche Hilfestellungen, wie das gelingen kann.

Change und die normative Kraft des Faktischen

Eigentlich ist es klar. Wenn ich die Aufbauorganisation eines Unternehmens verändere, kann sich niemand diesem Change entziehen. Sobald die neue Struktur verkündet und freigeschaltet ist, werden sich die Mitarbeiter*innen auch entsprechend dieser neuen Struktur verhalten. Sie haben ja auch keine andere Wahl – außer eventuell zu kündigen. Spannend ist nur, wie produktiv und effizient sich dieses neue Verhalten realisiert. Jede Veränderung einer Aufbauorganisation hat auch eine Kulturveränderung zur Folge. Wird diese bewusst mit in den Blick genommen oder findet sie eher aus Versehen statt? Der Autor macht mit zahlreichen Praxisbeispielen darauf aufmerksam, wie teuer und frustrierend diese „Kulturveränderung aus Versehen“ für alle Beteiligten werden kann und was zu berücksichtigen ist, um das Vorgehen bei dieser Kulturveränderung möglichst leichtgängig zu gestalten.

Organisationen entwickeln sich weiter, also sind Veränderungen der Aufbauorganisation die natürliche Folge

Berner nimmt die Angst vor Veränderungen der Aufbauorganisation, indem er aufzeigt, dass diese – mit dem Wachstum des Unternehmens – unvermeidlich ist. Es gilt, sie angemessen zu gestalten! Sein Beispiel eines kleinen Schreinereibetriebes und dessen fortlaufende Weiterentwicklung macht dies mit einfachen Mitteln deutlich. Klar ist für den Autor, dass man Veränderungen in der Aufbauorganisation nicht leichtfertig betreiben sollte, da dadurch immer auch eingespielte Beziehungen unterbrochen werden und mit jeder weiteren Arbeitsteilung die Komplexität erhöht wird. Doch ist dies für ihn kein Grund gegen die Veränderungen, sondern dies sind Kriterien, für die gute Gestaltung einer Reorganisation und Restrukturierung.

Change Management bei Reorganisationen: Weniger ein Durchsetzungs- als ein Motivationsproblem

Die Grundthese des Autors: es geht eher um Motivation als um Durchsetzung! Deshalb gilt es äußerst wachsam zu sein, wie z.B. über die Reorganisation im Vorfeld so informiert wird, dass die Mitarbeiter*innen und Führungskräfte eine Chance haben, sich aktiv dazu zu verhalten. Wie die Führungspositionen so besetzt werden, dass die Vorbereitung auf die bislang noch wenig vertraute neue Aufgabe nach der Restrukturierung auch klappt. Unvermeidlich ist auch, dass einzelne Mitarbeiter*innen und Führungskräfte die Reorganisation als Verlierer*innen erleben. Trotzdem gilt es auch hier äußerst sensibel zu sein. Fehltritte in diesem Bereich können die Unternehmenskultur nachhaltig schädigen. Deshalb empfiehlt Berner auch die aktive Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat.

Betriebliche Entwicklungsphasen und spezifische Handlungsfelder

Das letzte Drittel des Buches ist den typischen Entwicklungsphasen einer Organisation gewidmet. Was ist im Wachstum nach der Gründung zu berücksichtigen? Wie kann der Übergang von der funktionalen zur divisionalen Organisation gestaltet werden? Und wie komme ich von der Spartenorganisation zur Matrixorganisation? Und auch vor dem Thema Restrukturierung und Sanierung mit dem häufig damit verbundenen Personalabbau drückt sich Berner nicht. Immer mit dem Blick auf die kurz- und langfristigen Auswirkungen auf die zukünftige Zusammenarbeit und Gestaltungsmöglichkeiten Richtung Unternehmenskultur.

Guter Rundumblick

Reorganisation und Restrukturierung von Winfried Berner ist für mich ein ausgezeichneter Rundumblick. Berner macht auf Handlungsfelder aufmerksam, die unter dem typischen Zeitdruck der Reorganisationsprojekte häufig aus dem Fokus geraten. Schon allein seine schlichte Aufforderung zum Drängen auf ausreichend geblockte Zeitfenster im Vorstand/Geschäftsführung bereits in der Planung einer Reorganisation kann man nicht genug betonen. Die zahlreichen Praxisbeispiele illustrieren die Fallstricke, die bei jedem Change lauern. Insofern ein Muss für alle, die mit sich mit Reorganisation und Restrukturierung befassen!

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