Ruhe für echte Dialoge

„Ruhe für echte Dialoge“, so die Überschrift der Kolumne „Wort zum Sonntag“ im Schwäbischen Tagblatt vom 22. Januar 2022, die von Angela Beck, Gemeindereferentin in der katholischen Kirche Tübingen, verfasst wurde. Sie beschreibt in diesem Wort zum Sonntag sehr treffend die ruhelose, ja gehetzte Kommunikationskultur, die täglich auf uns einströmt. Sie beschreibt, wie immer öfter einseitig Positionen vertreten werden und jede Seite jeweils versucht, die andere Seite zu überreden. In Talkshows ist dies offensichtlich, doch auch in beruflichen und privaten Zusammenhängen taucht dieses Phänomen immer wieder auf. Ihre Problembeschreibung fasst Beck folgendermaßen zusammen: „Ich vermisse dabei eine Offenheit und einen respektvollen Umgang. Stattdessen wird die andere Position abgewertet und die andere Meinung zu einem Tabu erklärt“.

Zeit und Ruhe für echte Dialog

Im Wort zum Sonntag führt Angela Beck dann anhand des Beispiels Jesu aus, was ein Gespräch zu führen heißt. Da geht es um Zeit, um Dialog, um Zuhören, um Gespräche mit an dem Rand der Gesellschaft stehenden und um Wertschätzung. Als Fazit der Kolumne wünscht sie uns allen Zeit und Ruhe für echte Dialoge, für Verstehen-Wollen und so miteinander weiterkommen. 

Meinungen austauschen oder einander zuhören?

Dieser letzte Satz in der Kolumne „Ich wünsche, dass wir einander verstehen wollen und so miteinander weiterkommen“ hat mir im betrieblichen Kontext zu denken gegeben. Wie häufig erlebe ich Besprechungen und Projektmeetings, in denen es um den Austausch von Informationen geht – was natürlich auch wichtig ist – aber die Dimension des wirklichen Verstehens und des miteinander Weiterkommens im tieferen Sinne eher zufällig oder als Nebenprodukt stattfindet.

Mit welcher Intention spreche ich miteinander?

Es ist fast wie ein Automatismus, dass wir zu Beginn eines Meetings justieren, was das Ziel des Meetings ist. Aber genügt es, die Zielsetzung klar zu haben? Oder wäre es nicht besser, in einer gemeinsamen Intention in die Besprechung zu gehen?

Im internen Austausch mit Kolleg*innen zu unseren Jahreszielen habe ich eine spannende Unterscheidung kennengelernt. Manche hatte sich konkrete Ziele im Sinne der smarten Ziele (https://www.loquenz.de/motto-ziele-versus-smart-ziele) vorgenommen.

Andere hingegen hatten weniger ihre konkreten Ziele im Vordergrund, sondern stärker ihre Intention, mit denen sie auf dieses neue Jahr blicken und es gestalten wollen. Intention in dem Sinne, dass diese ein Motto abbilden. Oder wie wir im Lean Management vom „Nordstern“ sprechen (https://www.loquenz.de/buecher/die-kata-des-weltmarktfuehrers-toyotas-erfolgsmethoden). Es ist der Navigationspunkt, an dem wir unseren Kurs ausrichten, ohne selbst das direkte Ziel zu sein.

Intentionen für Besprechungen?

Vielleicht wäre es ein interessantes Experiment, bei Besprechungen nicht nur die Ziele zu klären, sondern auch in das Gespräch über Intentionen einzusteigen – was nicht ohne gegenseitiges zuhören und wertschätzen möglich wird. Vielleicht gelingt es uns dann noch intensiver, nicht nur das Projektthema gemeinsam voranzutreiben, sondern im tieferen Sinne miteinander weiterzukommen. Ich werde es auf jeden Fall erproben!

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