Sich selbst auf die Schliche kommen – Verhaltensökonomik klärt auf!

Der Mensch ist nicht nur Homo oeconomicus

Eigentlich wissen wir es schon längst. Wir entscheiden nicht nur rational und vernünftig, sondern immer wieder auch offensichtlich entgegengesetzt zum ökonomisch Sinnvollen. Bei den versunkenen Kosten kennen wir es in der Regel aus eigener Erfahrung. Wie schwer fällt es, bei einem Sachverhalt, in den man bereits Geld investiert hat, das Vorhaben abzubrechen. Nein, wir haben die Tendenz, nachdem wir schon so viel investiert haben, weiter zu investieren, um den Verlust wieder wett zu machen. Die Börsianer unter den Lesern kennen diesen Effekt mit der Argumentation ‚Nachkaufen bei fallenden Kursen‘ anstatt ein Investment aufzugeben.

Kleine Stubser (Nugdes) für kluge Entscheidungen

Die Wirkung des Buches „Nudge: Wie man kluge Entscheidungen anstößt Taschenbuch“, das Thaler gemeinsam mit Cass R. Sunstein verfasst hat, kann man nicht unterschätzen. Es hat z.B. in der Diskussion um die Zustimmungs- oder Widerspruchslösung bei dem Einverständnis zu Organtransplantationen in Deutschland wieder eine Rolle gespielt. Mit Thaler wäre klar eine Widerspruchslösung zu bevorzugen gewesen, da sie das erwünschte Ergebnis (Zustimmung zur Transplantation) ohne weitere Hürden möglich macht.

2017 hat Thaler den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften für seine Beiträge zur Verhaltensökonomik zugesprochen bekommen. In Misbehaving stellt Thaler seinen Weg zur und innerhalb der Verhaltensökonomik nicht nur anhand von Forschungsprojekten, sondern auch anhand von Episoden und persönlichen Begegnungen dar. Für den einen oder anderen Leser mögen diese persönlichen Schilderungen zum Teil zu selbstbeweihräuchernd sein. Für mich jedoch haben sie den Hintergrund der eindrucksvollen Forschungsarbeiten, nämlich die Person Thaler erkennbarer und fassbarer gemacht. Und so manche Anekdote macht einfach auch deutlich, warum sich manche Erkenntnisse so langsam durchsetzen.

Als jemand, der sich für Aktien interessiert, hat es mir v.a. das Kapitel 22 „Kommt es an der Börse zu Überreaktionen?“ angetan.

Verhaltensökonomik: Regression zum Mittelwert auch bei Aktien?

Es lohnt sich, in Aktien zu investieren, die in der Vergangenheit keine sonderlich hohe Rendite erreicht haben. Thaler und seine Kollegen stellten erstaunliches fest: „Nachdem wir unsere Portfolios zusammengestellt hatten, entwickelten sich die Kurse der Verlierer über einen Zeitraum von fünf Jahren um etwa 30 Prozent besser als der Markt, während die Gewinner sich etwa zehn Prozent schlechter entwickelten als der Markt“ (S. 287). Und nebenbei hat Thaler mit seinem Team dadurch bewiesen, dass die Markteffizienzhypothese hier nicht wirkt.

Abschließend ist es für mich ein Buch, das einlädt, den eigenen Ursachen für unkluge Entscheidungen auf die Schliche zu kommen.

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Loquenz - Buchbesprechung - Misbehaving Was uns die Verhaltensökonomik über unsere Entscheidungen verrät

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